



Blogeintrag 25. Juni 2025
"Ich Wollte hei,, aber meine füße trugen mich weiter."
Ich bin losgegangen ohne Ziel.
Fuhlsbüttel, graue Straßen, Tunnel unter der Stadt.
Ich hätte heimgehen können –
zurück in meine kleine Festung.
Aber irgendetwas in mir sagte:
„Geh weiter. Du bist noch nicht fertig.“
Ich hörte Musik –
nicht laut, sondern tief.
Sie hieß nicht Davy Jones,
aber sie sprach in derselben Sprache.
Schmerz. Erinnerung. Standhaftigkeit.
Wie das Getreide in der Böschung –
das sich nicht wehrt,
aber nie ganz fällt.
In Niendorf kam der Tunnel.
Einer dieser Orte, die alle sehen
und keiner wirklich.
Ich nahm das Bild auf –
nicht weil es besonders war,
sondern weil etwas in mir sagte:
„Jetzt.“
Später hielt ich meine Kamera vor mir,
die Finger kühl vom Metall,
das Licht auf dem Display,
und ich wusste:
Ich habe heute nicht viel gesagt.
Aber viel gespürt.
Ein Makrobild vom Korn,
ein langer Tunnel,
ein innerer Monolog über Schmerz,
und ein Gedanke:
Vielleicht tragen uns unsere Füße
genau dann am weitesten,
wenn wir am liebsten umkehren würden.
Rückkehr nach Niendorf – Zwischen Häusern und Erinnerungen
Manchmal führt der Weg nicht vorwärts, sondern im Kreis – und dieser Kreis ist kein Irrweg, sondern eine Erinnerung daran, wer man war, wer man geworden ist.
Heute trugen mich meine Schritte nach Niendorf, an einen Ort, der einst mehr war als eine Adresse.
Neun Jahre, fünf Monate – eine ganze Zeitrechnung meines Lebens liegt hier im Pflaster, zwischen den vertrauten Wegen, den still gewordenen Straßenecken.
Ich spüre das Echo meiner Schritte von damals – wie ich aus der Tür trat, noch müde vom Alltag, voller Pläne, voller Zweifel.
Und jetzt? Jetzt bin ich hier, mit einer Kamera in der Hand und einem neuen Blick in den Augen.
Der Junge von damals hätte nicht geahnt, dass der Mann von heute zurückkommen würde – nicht um zu bleiben, sondern um zu verstehen.
Ich sehe nicht mehr nur – ich erkenne.
Ich suche kein Zuhause mehr – ich finde Bilder.
Und während die Welt sich weiterdreht, nehme ich auf, was bleibt: Licht. Schatten. Erinnerung.
In den Straßen von Niendorf liegt heute kein Ziel – sondern ein Flüstern.
Ein Flüstern aus der Tiefe der Zeit.
Und ich folge ihm, mit ruhigen Schritten und einem aufmerksamen Blick.
Es war warm im Bus.
Nicht die Art von Wärme, die tröstet –
sondern jene, die sich zwischen die Rippen legt,
still, drückend, fremd.
Ich saß mit dem Rücken zur Fahrtrichtung,
und obwohl der Bus sich bewegte,
fühlte sich alles an, als würde ich rückwärts fahren.
Nicht nur der Körper – auch der Tag, auch mein Inneres.
Die Luft war schwer, die Blicke der Menschen leer oder zu laut.
Und ich? Ich war da, doch nicht ganz.
Die Musik begann – Mute von Moonspell –
und plötzlich hatte das Schweigen eine Stimme.
Ich stand auf, drückte die Halte-Taste,
stieg aus – nicht am Ziel, sondern dort,
wo meine Füße sagten: „Hier kannst du atmen.“
Kurz vor Langenhorner Markt.
Kein besonderer Ort. Aber in diesem Moment:
meine Befreiung.
Ich ging.
Kein großes Ziel. Kein Fluchtplan.
Nur der Wille, nicht stillzustehen,
nicht im falschen Licht zu verweilen.
Manchmal reicht das.
Ein Schritt raus aus dem Bus.
Ein Song, der dich nicht allein lässt.
Ein stiller Protest gegen das, was dich niederdrückt.
Heute war so ein Tag.
Und ich bin dankbar, ihn gespürt zu haben.
Zwischen Mute und Gaia
Ein Nachklang am Straßenrand.
Ich war noch nicht zuhause,
da nahm mich ein neuer Klang bei der Hand.
Tiamat – Gaia –
wie eine alte Göttin, die flüstert:
„Es war genug der Dunkelheit. Komm. Atme.“
In mir wuchsen Sonnenblumen.
Nicht aus Freude, sondern aus Trotz.
Sie wuchsen durch Ruinen,
durch müde Gedanken,
durch das, was ich zu lange getragen habe.
Und plötzlich spürte ich:
Auch der Schmerz hat Wurzeln.
Und jede Wurzel findet irgendwann Licht.
Ich ging weiter.
Nicht schneller. Nicht zielstrebiger.
Aber aufrechter.